Für viele Menschen ist der Balanceakt zwischen Kindern und Karriere oft sehr zermürbend. Meist kommt eines von beiden zu kurz, und ständig plagen einen Schuldgefühle. Die Partnerschaft leidet, die Erfüllung geht verloren. Wie beides gelingen kann – und zwar erfüllt – zeige ich hier. Es gibt unterschiedliche Modelle, die verschiedene Konsequenzen haben. Wichtig ist, die Konsequenzen zu kennen, bevor man sich für ein Modell entscheidet. Um erfolgreich und erfüllt Kind und Karriere unter einen Hut zu bekommen, gilt es, sich auf ein Modell festzulegen, zumindest für einen bestimmten Zeitraum. Die Konsequenzen des Modells nicht nur zu akzeptieren, sondern zu lieben und das passende Mindset dazu zu entwickeln. Leiden entsteht immer dann, wenn man mit dem Kopf durch die Wand will – also etwas will, das faktisch nicht geht. Ich zeige ein paar Modelle auf, wie es funktionieren kann und welches Erfüllungs-Mindset für welches Modell funktioniert. Ich stelle hier die Möglichkeiten vor, die man als Paar hat. Für Alleinerziehende gelten andere Prämissen.
Es ist sinnvoll, mit seinem Partner abzuklären, welches Modell man leben möchte und wer welche Aufgaben übernehmen will. Falls man sich nicht für ein Modell entscheiden kann, sollte man ein Paar-Coaching buchen und so lange am Mindset arbeiten, bis man sich einigt und beide ihre Rolle gern erfüllen. Der Schlüssel liegt im Bewusstsein! Wenn man noch keinen Partner hat, ist es ratsam, jemanden zu finden, der gern den Teil übernimmt, den man selbst nicht machen möchte. Zumindest für eine Zeit. Denn es kann nach einiger Zeit gewechselt werden. Wichtig: Es gibt kein an sich bestes Modell, jedes Paar muss für sich das passende finden. Alle Modelle sind gleichwertig, sie haben nur andere Konsequenzen und Herausforderungen.
Modell 1: Einer macht 100 Prozent Erwerbsarbeit, der andere 100 Prozent Care-Arbeit
Dies ist der Klassiker: Einer geht einer bezahlten Tätigkeit nach, der andere übernimmt die Care-Arbeit. Wichtig ist hierbei fürs Mindset, dass beide arbeiten. Oft hört man den Satz: „Der eine geht arbeiten und der andere kümmert sich um die Kinder.“ Das stimmt, wenn einem bewusst ist, dass Kinderbetreuung auch Arbeit ist – nur unbezahlt. Studien zeigen, dass bei Care-Arbeit mehr vom Stresshormon Cortisol ausgeschüttet wird als bei einem Top-Manager in einem DAX-Konzern (1). Daher funktioniert diese Variante optimal, wenn beiden bewusst ist, dass beide Tätigkeiten gleich anstrengend und gleichwertig sind. Beide Erträge gehören zu 100 Prozent beiden, egal, wer welcher Tätigkeit nachgeht. Da Care-Arbeit nicht bezahlt wird, ist das Gehalt des Erwerbstätigen auch das Gehalt der Person, die Care-Arbeit macht. Das bedeutet, das erwirtschaftete Geld gehört zu 100 Prozent beiden, genauso wie die Kinder zu 100 Prozent beiden gehören. Das bedeutet, der eine ist zwar hauptverantwortlich für seinen Bereich, aber der andere hat das gleiche Mitspracherecht bei Geld oder Kindern. Wenn man verheiratet ist und keinen Ehevertrag hat, ist dies zwar auf dem Papier vom Staat so vorgesehen, dass beides beiden gehört, aber in der Realität wird es oft nicht gelebt. Daher gilt es, dies im Bewusstsein zu verankern, dass beiden zu 100 Prozent beides gehört und beide in beiden Bereichen zu 100 Prozent mitbestimmen dürfen. Wie man es dann physisch umsetzt, bleibt jedem selbst überlassen, ob es beispielsweise durch 100 Prozent gemeinsame Konten zum Ausdruck gebracht wird.
Meistens ist es in unserer Gesellschaft so, dass der Mann der Erwerbsarbeit nachgeht und die Frau die Care-Arbeit übernimmt, zumindest für einen bestimmten Zeitraum, bis die Kinder älter sind. Dies kann auch gut funktionieren, wenn beide dieses Modell gewählt haben und beide Tätigkeiten als gleich wertvoll betrachten. Dies ist ein häufiger Streitpunkt in Beziehungen. Daher gilt es, viel Empathie und Großzügigkeit für den anderen aufzubringen, sich und seine Tätigkeit wertzuschätzen und sich für die Wertschätzung des anderen einzusetzen, falls diese fehlt.
Es ist genauso möglich, dies umzudrehen, sodass die Frau der Erwerbsarbeit für die Familie nachgeht und der Mann die Care-Arbeit übernimmt. Studien haben gezeigt, dass Frauen zwar ein paar biologische Veranlagungen mitbringen, die für die Kinderbetreuung von Vorteil sind, diese können aber von Männern erlernt werden. Zum Beispiel wurde gezeigt, dass bei heterosexuellen Paaren die Amygdala der Frau aktiviert wird, wenn das Baby schreit. Dieser Bereich im Gehirn alarmiert bei Gefahr. Bei Männern in heterosexuellen Beziehungen wird dieser Bereich nicht aktiviert. Studien zeigen jedoch, dass sich dieser Bereich bei homosexuellen Männern mit Kindern genauso aktiviert wie bei heterosexuellen Frauen (2). Das bedeutet, ein Mann kann die gleichen Fähigkeiten wie eine Frau entwickeln, die für die Kinderbetreuung von Vorteil sind. Das Einzige, was natürlich nicht geht, ist die Milchproduktion. Hier kann entweder ein Ersatzprodukt gekauft oder Milch von der Mutter abgepumpt und mit der Flasche dem Kind zugeführt werden. Studien haben gezeigt, dass Kinder, die von gleichgeschlechtlichen Eltern aufgezogen werden, keine Entwicklungsdefizite im Vergleich zu Kindern von heterosexuellen Paaren aufweisen (3). Daher sind Männer genauso gut geeignet für die Kindererziehung wie Frauen. Es kann nur sein, dass sie erst ein paar Fähigkeiten erlernen müssen, die Frauen schon haben. Dass Frauen genauso gut Erwerbsarbeit können wie Männer, steht außer Frage. Vor allem haben Studien gezeigt, dass die besten Ergebnisse in Unternehmen erzielt werden, in diversen Teams, in denen sowohl Männer als auch Frauen zusammenarbeiten. (Noch bessere Ergebnisse werden erzielt, wenn dazu auch noch Menschen mit unterschiedlichen Ethnien in einem Team sind.)(4).
Es ist möglich für die Person, die die Care-Arbeit übernimmt, diese zu reduzieren und 10, 20, 30 oder irgendwann auch 50 % der Zeit in den Beruf oder die Karriere zu investieren. Dann werden die fehlenden Prozente von jemand anderem abgedeckt. Sei es, dass der andere 20 % übernehmen kann, weil sein Job das hergibt, oder die Großeltern übernehmen Care-Arbeit, oder es wird für ein paar Stunden ein Babysitter eingestellt, wenn man sich das leisten kann. Wenn man mehr als 50 % der Care-Arbeit an andere abgibt, ist man bei Modell 2.
Es gibt einen neuen Trend, der heißt “Tradwives” (Traditional Wives). Diese Frauen leben eine ältere Version dieses Modells, wie es in den 50er Jahren gelebt wurde. Hier macht der Mann 100 % Erwerbsarbeit und die Frau 100 % Care-Arbeit, allerdings gehört dem Mann 100 % des Geldes und bestimmt, wofür es ausgegeben wird, als auch wie die Kinder erzogen werden. Dies funktioniert für Erfüllung, wenn beide es bewusst gewählt haben. Das ist der Unterschied zu dem tatsächlichen Modell in den 50er Jahren. Zu der Zeit hatten Frauen keine Wahl, sie mussten dieses Modell so leben. Das hat für ein erfülltes Leben nicht funktioniert, denn Selbstbestimmung ist ein Grundbedürfnis (5).
Konsequenzen für die Person, die Erwerbsarbeit macht:
- Weniger Zeit mit den Kindern verbringen, mehr Zeit für Erwerbsarbeit.
Erfüllungs-Mindset:
- Es ist möglich, eine genauso enge Beziehung zum Kind im Laufe der Jahre aufzubauen, selbst wenn man weniger Zeit verbringt. Dafür funktioniert das Mindset, die Zeit, die man mit den Kindern hat, bewusst zu gestalten und die Erwerbsarbeit als Ausdruck seiner Liebe für die Familie zu betrachten.
- Beide Tätigkeiten sind gleich wichtig für die Familie und der gleiche Ausdruck von Liebe.
Konsequenzen für die Person, die Care-Arbeit macht:
- Weniger Zeit für die Erwerbsarbeit, mehr Zeit mit den Kindern verbringen.
Erfüllungs-Mindset:
- Der Erfolg des Partners ist auch dein Erfolg.
- Care-Arbeit ist genauso wertvoll wie Erwerbsarbeit, man muss nicht beides machen.
- Es ist möglich, trotzdem erfolgreich zu sein und sogar Karriere zu machen. Es kann nur sein, dass sie langsamer dauert oder erst später, da weniger Zeit investiert wird.
- Beide Tätigkeiten sind gleich wichtig für die Familie und der gleich große Ausdruck von Liebe.
Modell 2: Beide machen 100 Prozent Erwerbsarbeit
Die zweite Variante ist, dass beide Elternteile 100 Prozent berufstätig sind oder einen sehr hohen Prozentsatz. In manchen Ländern oder Lebensumständen haben Menschen auch keine andere Wahl, da es finanziell nicht anders möglich ist. Manchmal wäre es jedoch anders möglich, doch beide Elternteile wollen 100 Prozent arbeiten. Auch diese Variante ist möglich. Die Konsequenz ist dann, dass das Kind von einer Nanny oder den Großeltern betreut wird. Wenn man noch keine Kinder hat und dieses Modell leben will, kann man überlegen, warum man Kinder möchte. Denkst du, dass du Kinder haben musst? Es wäre auch okay, keine Kinder zu bekommen. Es gibt auch Menschen, die ohne Kinder erfüllt sind.
Konsequenzen:
- Man verbringt wenig Zeit mit dem Kind, und das Kind wird zum größten Teil von jemand anderem aufgezogen. Das kann zur Folge haben, dass zu dieser Person dann eine größere Bindung entsteht als zu den Eltern.
Erfüllungs-Mindset:
- Deswegen ist man kein schlechter Mensch, und wenn das Kind von einer liebevollen Person gut versorgt wird, entsteht auch kein Defizit im Vergleich zu Kindern, die hauptsächlich von den biologischen Eltern aufgezogen werden (6).
Modell 3: Beide machen 100 Prozent Care-Arbeit
Dieses Modell ist nur möglich, wenn ein großes Vermögen vorhanden ist, sodass niemand arbeiten gehen muss. Das ist zwar selten, aber es gibt solche Fälle, vor allem für einen bestimmten Zeitraum. Viele Eltern nehmen heutzutage gleichzeitig Elternzeit, um beispielsweise zu reisen.
Konsequenzen:
- In dem Zeitraum wird kein Geld verdient, außer man hat passives Einkommen.
Erfüllungs-Mindset:
- Es bleibt noch genug Zeit, um Geld zu verdienen, und so viel Zeit mit den Kindern zu verbringen, ist unendlich wertvoll. Es kann sogar den Erfolg fördern, eine Zeit lang eine Auszeit zu nehmen, da man danach wieder voller Energie und Motivation ist. Elternzeit als Erfolgsbooster!
Modell 4: Beide machen 50% Erwerbsarbeit und 50% Care-Arbeit
Dies ist das am schwersten umzusetzende Modell. Denn beide müssen einen Halbtagsjob finden, bei dem sie genau dann arbeiten, wenn der andere nicht arbeitet. Das ist fast nur möglich, wenn mindestens einer selbstständig ist. Wem es wichtig ist, nicht nur Gerechtigkeit, sondern Gleichheit zwischen beiden Parteien herzustellen, kann dieses Modell natürlich probieren umzusetzen, auch wenn es sehr schwierig ist. Dann kann es allerdings sein, dass man den Job weniger nach seinen Vorlieben wählen kann, sondern danach, ob es ihn als Halbtagesjob gibt und ob er zeitlich zu dem des Partners passt.
Etwas einfacher wird es, wenn es nicht genau 50/50 % aufgeteilt werden soll, sondern auch ok ist, wenn der eine ein bisschen mehr und der andere ein bisschen weniger macht. Dann bedarf es zwar immer noch viel Organisation und auch häufiges umswitchen im Kopf, aber die Wahrscheinlichkeit Berufe zu finden, in denen das geht ist größer.
Eine andere Variante dieses Modells ist, wenn beide eine gemeinsame Firma haben. Doch auch hier ist es schwierig einzurichten, dass beide genau 50 % arbeiten, denn dann müsste ein Projekt immer in der Hälfte übergeben werden. Viel Zeit wird für die Organisation verwendet, dass beide immer auf dem aktuellsten Stand des Projektes sind, was sehr zeitaufwendig ist und den Erfolg stark verlangsamt.
Um wirklich erfolgreich zu sein, bedarf es zumindest für einen bestimmten Zeitraum 100 % Energie von einer Person. Daher wäre auch in diesem Modell optimal, wenn einer zum Beispiel 80 % der Erwerbsarbeit macht und der andere 20 %. Und dann, wenn man möchte, das Verhältnis nach einiger Zeit tauscht oder der, der die Care-Arbeit macht, irgendwann mehr arbeitet, wenn die Kinder weniger Betreuung brauchen.
Doch gemeinsam ein Unternehmen aufzubauen, ist für die wenigsten Paare das, was ihren Wünschen und auch Kompetenzen entspricht. Das geht nur, wenn das Paar im gleichen Bereich arbeitet, was selten ist. Daher ist dies ein sehr spezielles Modell, das nur für Paare funktioniert, die in der gleichen Branche arbeiten und Lust haben, gemeinsam ein Unternehmen aufzubauen.
Konsequenzen:
- Man wählt den Job weniger nach seinen Vorlieben, sondern ob er für das Modell funktioniert.
- Sehr viel Zeit und Energie wird in die Organisation gesteckt, wenn es genau 50/50 aufgeteilt werden soll.
Erfüllungs-Mindset:
- Mir ist es wichtiger, dass beide Partner gleich viel Zeit für Kinder und Karriere haben, als Erfolg und berufliche Selbstverwirklichung.
Modell 5: Einer macht 100% Erwerbsarbeit und 100% Care-Arbeit
Diese Variante geht nicht! Es ist physikalisch unmöglich, zwei Vollzeitjobs gleichzeitig zu machen. Zumindest am Anfang ist Kinderbetreuung ein Vollzeitjob. Es gibt daher einfach nicht genug Zeit, zwei Vollzeitjobs gleichzeitig zu bewältigen – weder für einen Mann noch für eine Frau. Das hat nichts mit dem Geschlecht zu tun, sondern mit Physik. Dieses Modell zu probieren ist der häufigste Grund, warum der Versuch, Kind und Karriere unter einen Hut zu bringen scheitert und zu Leiden und Burn-out führt. Der Versuch, Kind und Karriere genau zum gleichen Zeitpunkt 100 % der Zeit zu widmen, ist nicht möglich. Um erfüllt zu sein, muss man akzeptieren, dass du nicht gleichzeitig für beides gleich viel Zeit hast. Das bedeutet nicht, dass du nicht gleichzeitig Kinder betreuen und beruflich tätig sein kannst oder sogar eine Karriere machen kannst, du kannst nur nicht Gleichzeit gleich viel Zeit in beides investieren. Das ist physikalisch nicht möglich.
Dass trotzdem beides gleichzeitig möglich ist, zeigt zum Beispiel die Autorin J.K. Rowling. Sie begann an ihren Harry-Potter-Büchern zu schreiben, drei Jahre vor der Geburt ihrer Tochter. Als ihre Tochter vier Jahre alt war, wurde das erste Harry-Potter-Buch veröffentlicht. Du hast nur für eine bestimmte Zeit weniger Zeit, die du in deine Karriere stecken kannst, wenn du die Kinderbetreuung machst. Wie in Modell 1 beschrieben kannst du 10-50% der Care-Arbeit an andere abgeben und diese Zeit in deinen Erfolg stecken. J.K. Rowling hat sieben Jahre an dem ersten Buch geschrieben. Weniger Zeit über einen längeren Zeitraum in etwas zu investieren bedeutet daher nicht weniger erfolgreich zu sein, ganz im Gegenteil, es kann sogar zu mehr Erfolg führen! Das bedeutet nicht, dass jeder Karriere machen sollte neben der Kindererziehung. Ganz im Gegenteil. Es zeigt nur auf, dass es möglich ist, wenn du das willst. Es ist total in Ordnung, keine Karriere zu machen. Ein Kind aufzuziehen, ist schon einer der größte Beiträge, die du für die Welt leisten kannst. Es muss nicht ergänzt werden, vor allem nicht, weil du glaubst, Kinder aufzuziehen sei nicht genug oder du etwas über dich beweisen willst, mit der Karriere.
Wenn du erfüllt leben willst, starte eine Karriere als Ausdruck von Erfüllung und nicht, um etwas zu beweisen. Frage dich: Wozu will ich Karriere machen? Will ich etwas beweisen oder einfach, weil ich Lust dazu habe? Als Ausdruck von Erfüllung? Dann macht es dir nichts aus, wenn es etwas länger dauert. Du bist nur ungeduldig, wenn die Karriere eine Aussage über dich machen soll. Wenn sofort der Beweis erbracht werden soll, dass du gut genug bist, damit du dich schnell gut fühlst.
Das Bewusstsein, das dabei hilft, ist, dass man sich bewusst dafür entschieden hat, sowohl Kinder zu haben als auch die Betreuung zu übernehmen. Niemand hat einen dazu gezwungen. Kinderbetreuung kann der erfüllendste Job der Welt sein. Es liegt an dir, ob du ihn dazu machst.
Das Leben ist ungerecht. Für alle.
Auch die Beziehung leidet stark, wenn du diesen Weg probierst, gleichzeitig gleich viel Zeit in beides zu stecken. Vor allem mit dem Gedanken, wie ungerecht das ist und dass es ja für einen Mann geht. Das tut es nicht. Ein Mann kann genauso wenig gleichzeitig 100 % seiner Zeit in die Karriere und 100 % in die Care-Arbeit investieren. Das hat nichts mit dem Geschlecht zu tun, sondern mit Physik. Natürlich ist die Frau durch die Schwangerschaft und das Stillen eine Zeit lang mehr beruflich eingeschränkt als der Mann. Das stimmt, und das ist tatsächlich ungerecht, denn diese Einschränkung von etwa 1,5 Jahren hat der Mann nicht. Doch der Mann hat andere Ungerechtigkeiten. Er wird zum Beispiel nie die Erfahrung machen, wie es ist, ein Kind zu erschaffen, und die Nähe zu diesem Kind muss erst aufgebaut werden, welche die Frau automatisch hat. Das Leben ist ungerecht. Für alle. Für Männer genauso wie für Frauen. Für manche ist es sogar ungerechter als für andere. Sogar die Ungerechtigkeit ist ungerecht verteilt.
Sich allerdings ständig mit dieser Ungerechtigkeit zu beschäftigen, ändert nichts daran, sondern schadet nur dir selbst. Denn dann fließt alle Energie in etwas, das man nicht ändern kann, und nicht in Kinder und/oder Karriere. Dadurch wirst du nicht nur nicht erfolgreich, sondern auch noch unglücklich. Das bedeutet nicht, dass man sich nicht dafür einsetzen kann, dass es für den Elternteil, der sich um die Kinder kümmert, leichter ist, danach wieder in den Beruf einzusteigen oder ein Bewusstsein dafür schafft, dass Männer und Frauen beide Kinder erziehen können und Frauen genauso gut die Erwerbsarbeit machen können. Doch dies funktioniert besser aus dem Mindset der Liebe heraus, statt der Ungerechtigkeit und des Kampfes oder der Schuldzuweisung.
Wenn du erfolgreich und erfüllt sein willst, dann konzentriere dich auf das, was in deiner Macht liegt, statt auf das, was du nicht ändern kannst. Diese stoische Weisheit war schon immer ein wichtiger Schlüssel zu Erfolg und Erfüllung.
Der Coaching Podcast mit Anna Schaub:
Hier kannst du dir den Podcast zu diesem Artikel anhören oder anschauen:
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Quellen:
- Mausbach, B. T., Roepke, S. K., Chattillion, E. A., Harmell, A. L., Moore, R., Romero-Moreno, R., Bowie, C. R., & Grant, I. (2012). Multiple mediators of the relations between caregiving stress and depressive symptoms. Aging & Mental Health, 16(1), 27-38. DOI: 10.1080/13607863.2011.615738.
- Feldman, R., & Zagoory-Sharon, O. (2014). Parenting experience affects the neural basis of empathy in fathers. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America, 111(27), 9792-9797. DOI: 10.1073/pnas.1402569111.
- Gartrell, N., & Bos, H. (2010). US National Longitudinal Lesbian Family Study: Psychological Adjustment of 17-Year-Old Adolescents. Pediatrics, 126(1), 28-36. DOI: 10.1542/peds.2009-3153.
- McKinsey & Company. (2015). Diversity Matters. Retrieved from https://www.mckinsey.com/business-functions/organization/our-insights/why-diversity-matters
- Deci, E. L., & Ryan, R. M. (2000). The “What” and “Why” of Goal Pursuits: Human Needs and the Self-Determination of Behavior. Psychological Inquiry, 11(4), 227-268.
- Palacios, J., & Brodzinsky, D. M. (2010). Adoption research: Trends, topics, outcomes. International Journal of Behavioral Development, 34(3), 270-284. DOI: 10.1177/0165025409350961.