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Die Zukunft ist weiblich und männlich – ein Plädoyer für mehr Kooperation zwischen den Geschlechtern

Lesedauer: 4 Minuten

Veröffentlicht bei Focus Online.

Schon so einige Trends habe ich mitgemacht: Ich hatte Baggy Pants und Schlaghosen. In London bin ich mit einem Single-Speed-Bike rumgecruist und im Sommer 2009 war mein Lieblingsgetränk Aperol Spritz. Doch neuen Feminismus-Trend mache ich nicht mit. Die „Female Future Force“-T-Shirts lasse ich im Kaufhausregal hängen.

Es ist nicht ganz leicht, dem allgegenwärtigen Neo-Feminismus-Trend aus dem Weg zu gehen: „The future is female“ findet man auf Postkarten, Kleidung, Plakaten und Co. Wirklich? Wenn die Zukunft nur weiblich ist, werde ich einiges vermissen. Mal ganz ehrlich – eine Welt ohne Männlichkeit? Das will ich nicht! Ich liebe Männer! Es gibt nichts auf der Welt, was mich mich so weiblich fühlen lässt wie die Anwesenheit eines Mannes.

Eine der besten Möglichkeiten, um Weiblichkeit zu erfahren, ist doch in der Interaktion mit einem Mann. Eine Welt ohne Männlichkeit führt also zu weniger Weiblichkeit, nicht zu mehr! Weibliche Macht kann meiner Meinung nach in Interaktion und Kombination mit männlicher Macht gesteigert werden. Die männlichen Fähigkeiten also nicht verteufeln, sondern diese nutzen und verbinden. Wir könnten uns doch wunderbar ergänzen. Warum nutzt nicht jedes Geschlecht seine Fähigkeiten, um dann im Team umso stärker zu sein?

Frauen sind so frei wie nie zuvor

Die Urfeministinnen haben für die Emanzipation gekämpft. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar. Und in den 60ern wäre ich wahrscheinlich ganz vorn mit dabei gewesen, in der Flowerpower-Women’s-Rights-Bewegung. Die Emanzipation war ebenso notwendig wie überfällig, damit die Frauen dieselben Rechte haben wie die Männer. Keine Frage.

Denn vor dieser Bewegung durften Frauen weder studieren noch wählen und nur arbeiten gehen, wenn der Mann dies erlaubte. Sogar für den Führerschein brauchten sie die Erlaubnis des Ehemannes. Frauen durften nicht abtreiben und wenn sie unverheiratet ein Kind bekamen, ging die Vormundschaft automatisch an den Staat. Das war ungerecht und unmenschlich.

Wir leben, dank ihnen, jetzt in einem Land, in dem Männer und Frauen gleichberechtigt sind.

Diese Frauen haben uns ein Leben ermöglicht, von dem wir noch vor 60 Jahren nur träumen konnten. Wir leben, dank ihnen, jetzt in einem Land, in dem Männer und Frauen gleichberechtigt sind. Zumindest beinahe. Gleichberechtigt immerhin aber schon im Sinne des gleichen Rechts vor dem Gesetz.

Ja klar, noch immer werden Frauen sehr oft schlechter für ihre Arbeit bezahlt als Männer. Keine Frage, das ist ungeil und etwas, wogegen man etwas unternehmen sollte. Aber dafür muss man nicht gleich eine Neo-Feministin sein. Im Verhältnis zu den Missständen vor der Emanzipation ist das doch eher ein zu bewältigender Kampf.

Frauen sind heutzutage unabhängig und können ihr Leben frei gestalten. Jetzt brauchen diese machtvollen Frauen eine neue Ausrichtung. Es kann nicht sein, dass wir unsere neu gewonnene Macht in die Bekämpfung des männlichen Prinzips stecken.

Wenn Du willst, kannst Du als Frau in Deutschland alles werden.

Einige Neo-Feministen werden jetzt vielleicht sagen: Wir kämpfen nicht mehr für die Emanzipation im Sinne der Gleichberechtigung vor dem Gesetz, sondern gegen die soziale Unterdrückung der Frau. Die sogenannte „gläserne Decke“. In einem Land, in dem die machtvollste Position von einer Frau bekleidet wird, eine gewagte These, finde ich. Wenn Du willst, kannst Du als Frau in Deutschland alles werden.

Und die Wahrheit ist: Ich habe auf meinem Weg nach oben mehr Frauen erlebt, die an meinem Stuhl sägen wollten, als Männer. Was, wenn die aktuelle Jobverteilung eher an den geschlechtlichen Vorlieben liegt und nicht an der Unterdrückung durch die bösen Männer?

Ein erkenntnisreiches Buch (das leider nicht viel Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit bekommen hat) über die Unterschiedlichkeiten zwischen Männern und Frauen hat Roy Baumeister geschrieben: „Wozu sind Männer eigentlich überhaupt noch gut?“ Denn ja, in den meisten Spitzenpositionen sind Männer, aber wer genau hinschaut, sieht auch, dass in den niedrigsten und gefährlichsten Berufen ebenfalls die meisten Männer sind.

Die Frauen tummeln sich in der geschützten Mitte. Anstatt so zu tun, als seien Männer und Frauen gleich, und jede Unterschiedlichkeit künstlich ausmerzen zu wollen, würden wir es uns leichter machen, wenn wir anfingen, die Unterschiedlichkeiten zu erforschen, sie begeistert willkommen zu heißen und gegenseitig zu nutzen.

Trotz der vielen Möglichkeiten um Kind, Karriere oder sogar beides zusammen, sind viele Frauen immer noch unzufrieden und vor allem erschöpft.

Die Lösung für das neue Rollenbild der Frau könnte also nicht im Ändern der äußeren Umstände liegen, sondern im Ändern der inneren Einstellung.

Wenn man als Frau Karriere machen will, einfach weil man Lust darauf hat, wunderbar. Wer Karriere machen will und vielleicht auch Kinder haben will, um zu beweisen, dass man Mann nicht braucht, also als Ausdruck von Unabhängigkeit vom bösen Mann, so ist das natürlich auch möglich, nur wahnsinnig anstrengend und wahrscheinlich nicht besonders erfüllend. Das Problem zwischen den Geschlechtern ist meiner Meinung nach nicht die Andersartigkeit, sondern die negative Meinung über die Andersartigkeit.

Warum kämpfen wir also nicht für mehr Verständnis zwischen den Geschlechtern? Das wäre mal etwas Neues. Anstatt für mehr von einem Geschlecht, mehr Kooperation zwischen beiden. Statt für Geschlechterkrieg für Geschlechterfrieden.

Ich bin keine Feministin, ich bin Humanistin. Das ist vielleicht nicht besonders cool oder trendy, aber ich finde, ein Klassiker, der nie aus der Mode kommt.

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