Veröffentlicht bei Focus Online:
Viele Menschen nehmen sich jedes Jahr aufs Neue vor, mehr Sport zu treiben, das Rauchen aufzugeben, mehr zu reisen oder endlich einen Job zu suchen, der ihrem Leben mehr Sinn verleiht. Diese guten Vorsätze werden aber von den allerwenigsten auch umgesetzt und Enttäuschung macht sich breit. Häufig werden Gründe wie fehlende Ausdauer, eine unrealistische Zielsetzung oder irgendwelche äußeren ungünstigen Umstände genannt, um zu erklären, warum die Vorsätze schon nach wenigen Tagen wieder in Vergessenheit geraten und die ersehnten Ziele nicht erreicht werden.
Um weitere Frustration zu vermeiden, nimmt man sich dann an Neujahr lieber gar nichts mehr vor oder steckt seine Ziele einfach niedriger. Ein beliebter Ratschlag lautet: „Schraube Deine Erwartungen zurück, erwarte einfach nicht so viel.“ Doch hier liegt ein Denkfehler: Nicht mehr so viel zu erwarten, ist auch eine Erwartung. Keine Erwartungen mehr zu haben, ist daher unmöglich. Visionen und Träume zu verwirklichen, ist ein natürliches Bedürfnis des Menschen. Seine Wünsche zu unterdrücken, wäre unnatürlich und kann somit nicht die Lösung des Problems sein. Was hält uns also davon ab, endlich unsere Ziele zu erreichen?
… nicht Opfer, sondern Schöpfer sein
Wer viel vorhat, greift gerne zur Strategie der Motivation. Man redet sich gut zu: „Du schaffst das! Du bist großartig! Du kannst alles schaffen, was Du willst!“ usw. Diese Methode kann kurzfristig zu einem zuversichtlichen Gefühl und gesteigerter Produktivität führen, langfristig aber verstärkt sie das Problem. Denn wer von seinen Fähigkeiten wahrhaft überzeugt ist, braucht diese Art der Motivation nicht. Nur wer sich für unzulänglich hält oder nicht machtvoll genug, muss sich mantraesk vom Gegenteil überzeugen und verstärkt damit seine negativen Gedanken. Wie bei einem Wasserball, den man mit viel Anstrengung unter Wasser drückt und der für einen kurzen Moment auch verschwunden zu sein scheint, dann aber doch wieder an die Oberfläche drängt. Um den Ball los zu werden, ist es effektiver, ihn hochzuheben und anzuschauen und dann die Luft rauszulassen. Auf das Leben übertragen bedeutet das: den negativen Gedanken über sich selbst betrachten, herausfinden, wann und warum man ihn gebildet hat, um ihn zuletzt als Trugschluss zu entlarven, sodass er im Kern aufgelöst wird. Negative Gedanken über uns selbst sind keine unverrückbare Wahrheit. Jede Meinung, die wir über uns haben, wurde mit einer bestimmten Absicht gebildet. Diese Absicht zu erkennen, bedeutet, sich wieder als Urheber oder Schöpfer seines Lebens zu erfahren und nicht als hilfloses Opfer der Umstände. Für einen nachhaltigen Lebenswandel ist es also langfristig effektiver und beglückender, den Ball zum Platzen zu bringen.
… im Frieden mit sich selbst
Voraussetzung nicht nur für eine erfolgreiche Zielverwirklichung, sondern auch für Spaß auf dem Weg dorthin, ist eine positive Meinung von uns selbst, vom eigenen Sein. Damit ist nicht gemeint, immer nur positive Gedanken über das eigene Verhalten zu hegen, das ist unmöglich. Was aber möglich ist, ist eine positive Grundeinstellung zu sich selbst. Denn nur wer eine positive Grundmeinung von sich hat, kann seine Ziele beschwingt erreichen. Ansonsten geht es bei der Verwirklichung von Vorsätzen nicht mehr um das Ziel selbst, sondern viel mehr um einen Beweis, der mit dem Ergebnis erbracht werden soll. Der Beweis nämlich, doch gut genug, liebenswert oder machtvoll zu sein. Ein hoffnungsloser Kampf. Um vollständig im Frieden mit sich selbst zu sein und beschwingt seine Ziele zu erreichen, bedarf es auch, seine Vorwürfe komplett aufzugeben. Sei es Vorwürfe an sich selbst, das Leben, die Gesellschaft, das andere Geschlecht oder seine Eltern. Da Vorwürfe immer in die Vergangenheit gerichtet sind und nicht in die Zukunft. Besonders Vorwürfe an die Eltern oder an ihre falsche Erziehung halten einen davon ab, wirklich erfolgreich und glücklich zu sein. Denn dass ist, was die meisten Eltern sich für ihre Kinder wünschen. Solange man aber an seinen Vorwürfen festhält, gönnt man ihnen das eigene Glück nicht. Auch wenn der Preis auf die eigenen Kosten geht. Daher ist es ein wichtiger Schlüssel nicht nur zum Erfolg, sondern auch zum Glück, all seine Vorwürfe über Bord zu schmeißen.
… Erfolg ist schön
Wenn der Vorsatz mit finanziellem Erfolg zu tun hat und man noch immer nicht so recht versteht, warum man alljährlich bei der Verwirklichung scheitert, könnte man auch seine Meinung über Erfolg und Geld oder Menschen überprüfen. Denn in unserer Gesellschaft ist die Meinung über erfolgreiche Menschen mit viel Geld eher negativ. Wie der Autor Michael Kleeberg einmal sagte: „Wenn man große Teile der deutschen Literatur einkocht wie eine Soße, kann man sie auf diesen einen Satz reduzieren: Der Kapitalismus ist das Böse und die Armen sind ganz lieb.“ Dies gilt meines Erachtens auch für die meisten Filme. Wer also dieser Meinung irgendwie zustimmt, für den wird es sehr schwer, finanziell erfolgreich zu werden, da er oder sie nicht zu „den Bösen“ gehören möchte. Das Bewusstsein kann da nicht differenzieren. Das, was man über erfolgreiche Menschen denkt, denkt man über alle erfolgreichen Menschen, sich selbst eingeschlossen. Wer also seine finanziellen Vorsätze umsetzen will, muss nicht nur seine negative Meinung über finanziell erfolgreiche Menschen aufgeben, sondern auch lernen, mit der gesellschaftlichen Ablehnung umzugehen. Wobei das Erste leicht ist, denn wer genau hinschaut, sieht, dass es sowohl arme wie auch reiche Menschen gibt mit zweifelhaften Absichten. Genauso wie es sowohl arme als auch reiche Menschen gibt, die viel Gutes bewirken.Das Übel hängt also nicht am Erfolg oder am Geld selbst, sondern an den Taten der Menschen, egal ob arm oder reich.
… raus aus der Komfortzone, rein in die Ergebniszone
Das Erreichen neuer Ziele ist eine Herausforderung. Nicht wenige gute Vorsätze scheitern an der Angst, die eigene Komfortzone zu verlassen. So unbequem das Alte auch ist, es ist vertraut. So stressig und anstrengend es z. B. ist, am Ende des Monats immer im Minus zu sein, so wohlbekannt ist es auch. Man kennt die Gefühle und Sorgen und ist vielleicht auch in einem Freundeskreis, in dem es vielen so geht. Nicht überraschend ist es daher, dass viele Lottogewinner nach ca. einem Jahr wieder das gleiche Geld wie vorher auf ihrem Konto haben. Wer etwas Neues in seinem Leben erschaffen möchte, braucht die Bereitschaft, seine Komfortzone zu verlassen, um die Lernzone zu betreten und in die Ergebniszone zu gelangen. Statt zu versuchen, Neuem aus dem Weg zu gehen, empfiehlt es sich eher, das Neue zu lieben und zu lernen, sich selbst auf ungewohntem Terrain sicher zu fühlen.
… ohne Holz kein Feuer
Für jedes neue Ziel müssen wir Bedingungen erfüllen. Das hört sich zunächst logisch an, stellt aber für viele Menschen eine große Herausforderung dar, wenn sie eine negative Einstellung zum Erfüllen von Bedingungen haben. Sie wollen zwar das Ergebnis, aber ohne dafür die entsprechenden Leistungen zu erbringen. Vielleicht, weil sie finden, dass Menschen, die Bedingungen erfüllen, unfrei sind. Oder weil sie denken, es nicht nötig zu haben, Bedingungen zu erfüllen. Vielleicht, weil sie schon so viel im Leben geleistet haben und denken, jetzt könnte das gewünschte Ergebnis doch auch einfach mal von alleine eintreten. Eine Versorgungs-Anspruchs-Haltung macht sich breit. Aber niemand verliert die überflüssigen Kilos, wenn er seine Ernährung nicht umstellt und sich nicht bewegt. Niemand wechselt seinen Job, der keine Bewerbungen verschickt, usw. Für das Erreichen seiner Ziele ist es manchmal sogar Voraussetzung, Nein zu sagen, sich eine Auszeit zu nehmen oder das Leben zu genießen. Doch auch dies kann schon aus Prinzip nicht tun, wer denkt, das Erfüllen von Bedingungen wäre würdelos. D. h.: Wer seine Vorsätze wirklich erreichen möchte, muss seine Anti-Haltung über Bord werfen und lernen, die entsprechenden Bedingungen für das beabsichtigte Ergebnis gerne zu erfüllen. Anstrengend an Bedingungen ist nur die negative Meinung darüber, nicht das Erfüllen der Bedingungen selbst.
… Ziele erreichen als Erfüllungsspiel
Wer erfolgreich seine Ziele erreichen und auf dem Weg dorthin auch den Spaß nicht verlieren möchte, der sollte zunächst Frieden mit sich selbst schließen und erst dann losgehen, um seine Ziele zu verwirklichen. Einfach, weil sie oder er Lust dazu hat, und nicht als Beweis für irgendwas. So kann man alle Erfahrungen, sowohl die negativen als auch die positiven, nutzen für Erkenntnisse über sich selbst und lernen, wie eigene Gedanken die Ergebnisse beeinflussen. Und das Erreichen von Zielen wird wieder zum Spiel. Zu einem Erfüllungsspiel.
Checkliste, um die guten Vorsätze für 2019 wahr werden zu lassen:
- Haben Sie eine positive Grundmeinung von sich selbst?
- Haben Sie eine positive Einstellung zu Erfolg und Menschen mit Erfolg?
- Hegen Sie – vielleicht noch nicht bewusst – Vorwürfe gegen sich selbst oder Ihre Familie und Umwelt?
- Haben Sie Angst vor Ablehnung durch andere?
- Würden Sie sich evtl. sogar selbst ablehnen, wenn Sie Ihre Vorsätze umsetzen?
- Macht es Ihnen Freude, Bedingungen zu erfüllen, oder lehnen Sie das eher ab?
- Sind Sie dafür bereit, 100 Prozent verantwortlich für Ihr Leben zu sein?