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Die 5 Schlüssel zu wirklicher Vergebung

Lesedauer: 14 Minuten

Vielleicht kennst du das Gefühl, dass jemand dich so sehr verletzt hat, dass du denkst: „Das kann ich ihm nie verzeihen!“ Du empfindest dann dieser Person gegenüber Groll, Zorn, Trauer, und das oft über Monate, Jahre oder sogar Jahrzehnte. Deine negativen Gedanken kreisen um das Ereignis und lassen dich nachts vielleicht nicht schlafen. Oft führen sie sogar ganz unbemerkt dazu, dass du dein Lebensglück im Alltag sabotierst: Indem du nicht für deine Ziele losgehst, öfter Streit anfängst, nicht die Ergebnisse hast, die du dir wünschst oder nicht die Beziehungen zu anderen Menschen erschaffst, die du gerne hättest.

Vielleicht gibt es auch Ereignisse, die du dir selbst nicht verzeihen kannst. Du empfindest Schuld über dein vergangenes Verhalten oder Scham.

Diese Gefühle sind alle vollkommen normal und wir alle kennen sie aus unserem Leben und erfahren sie auch immer mal wieder. Doch es gibt einen Weg zu innerem Frieden und einem erfüllten Leben und der lautet: Vergebung.

Warum ist es wichtig, anderen zu vergeben?

Vergebung ist ein Schlüssel für ein erfülltes Leben. Vergebung hilft uns, mehr Energie für das zu haben, was wir wirklich erschaffen wollen. Studien zufolge hat Vergebung sogar positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit.

Wir schauen uns in diesem Artikel an:

  • was es eigentlich heißt, zu vergeben,
  • warum wir uns selbst oft noch schwerer vergeben können als anderen,
  • welche Standpunkte dir bei der Vergebung im Weg stehen können und
  • welche die fünf wichtigsten Schritte sind, damit Vergebung funktioniert.

Was bedeutet Vergebung?

Jeder von uns kennt die Situation: Jemand hat dich ungerecht behandelt oder vielleicht ist dir sogar schweres Unrecht wie Betrug, Gewalt oder Missbrauch widerfahren. Vergebung bedeutet nicht, dass du die Situation gut findest oder dasssie richtig war, sondern dass du dein Recht auf Rache aufgibst. Wenn dir wirklich Unrecht widerfahren ist, hast du ein Recht auf Rache, doch dieses Recht auszuüben, bedeutet, du schadest dir selbst und nicht dem anderen. Das bedeutet nicht, dass du nicht auf einer rechtlichen Ebene für Gerechtigkeit sorgst, das ist wichtig! Hierbei geht es um die mental-emotionale Ebene.

Vergebung bringt vor allem dir Freiheit und Frieden

Manche vergeben in einer solchen Situation schnell und blicken wieder nach vorn, andere grollen dem Menschen, der ihnen die Verletzungen zugefügt hat noch lange. Und genau das ist der Punkt: Etwas nicht zu verzeihen, hält uns in der Vergangenheit fest. Das ist, als würdest du dann versuchen, dein Leben mit dem Rückspiegel zu steuern. Du schaust ständig nach hinten und verpasst alles, was in der Gegenwart und in der Zukunft liegt. Du empfindest Wut, Ärger oder Resignation, und das kostet dich viel Energie. Genau diese Energie fehlt dir dann, um sie in deine aktuellen Projekte in deinem Leben zu stecken.

Vergeben tust du in erster Linie für dich selbst, nicht für andere. Der amerikanische Autor Jonathan Lockwood Huie brachte es in folgendem Zitat auf den Punkt: „Vergib dem anderen, nicht weil er Vergebung verdient hat, sondern weil du Frieden verdient hast.“

Opfer oder Schöpfer: Warum ist es wichtig, anderen zu vergeben?

Wir alle geraten in unseren Beziehungen in Konflikte – in Partnerschaft, in Freundschaften, in der Familie, am Arbeitsplatz. Besonders wenn die andere Person sich nicht entschuldigt hat, fällt uns Vergebung oft schwer. Vergibst du anderen nicht, kommst du aus der Opferrolle nicht heraus. Das mag dir kurzfristig eine gewisse Genugtuung verschaffen, langfristig fühlst du dich so aber macht- und hilflos.

Die Person, die dir Unrecht angetan hat, ist dafür verantwortlich. du bist dafür verantwortlich, ob du das selbst heute noch als Anlass nimmst, unglücklich zu sein und langes Leiden zu erschaffen. Es gibt Menschen, die haben sehr, sehr schlimmes Leid erfahren und sind heute nicht unglücklich, sondern erfüllt. Es ist daher möglich, zu vergeben und erfüllt zu sein, selbst wenn man schlimmes Leid erfahren hat. Dein Täter ist verantwortlich für das Leid in deiner Vergangenheit, du bist verantwortlich für das Leiden in der Gegenwart. Du wählst:Nimmst du die Opfererfahrung als Anlass, dich zusätzlich bis zum Ende des Lebens auch noch auf den Opferstandpunkt zu stellen, oder als Anlass für Weiterentwicklung und Stärke und dich auf den Schöpferstandpunkt zu stellen?

Warum wir oft nicht vergeben

Vielleicht denkst du: Wenn ich meine Vergebung zu leichtfertig verschenke, denkt die Person, die mir Schaden zugefügt hat, dass sie im Recht war. Oder dass ihre Tat nicht so schlimm war. Oder es kann sein, dass mir das dann noch mal passiert! Das ist einer der Hauptgründe, warum wir nicht vergeben: Wir glauben, Vergebung bedeutet, dass wir das Ereignis gutheißen müssen. Das bedeutet es nicht. Es bedeutet auch nicht, dass du, wenn du vergibst,immer glücklich bist. Du kannst auch vergeben und trotzdem auch mal traurig sein.

Ein weiterer Grund, warum wir nicht vergeben, ist, dass wir Angst haben, dass wir dadurch die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass die Ungerechtigkeit noch einmal passiert. Dem ist nicht so. Wenn du im Groll daran festhältst, ziehst du dir oft durch deine negativen Gedanken genau das, was du eigentlich vermeiden willst, erst recht in dein Leben. Durch Vergebung erhöhst du die Wahrscheinlichkeit, dass es dir nicht noch mal passiert, und ja, du brauchst dafür die Absicht. Doch die Garantie, dass sich ein Unrecht nicht wiederholt, haben wir letzten Endes nie, egal ob du vergibst oder nicht. Den einzigen Vorteil, den es hat, zu vergeben, ist: Dir geht es besser.

In der Contextuellen Philosophie definieren wir Vergebung deswegen so: „Das Recht auf Rache aufgeben.“ Rache bedeutet in diesem Fall mental-emotionale Rache: dass du grollst, schlechte Gefühle hast, deine Lebensfreude dämpfst, unglücklich bist und viele Vorwürfe hast. Oft bekommt deine mental-emotionale Rache auch nicht dieselbe Person ab, die dir Unrecht getan hat, sondern stellvertretend jemand, der damit gar nichts zu tun hat. Dadurch schadest du auch eher dir selbst und deinen eigenen Beziehungen anstatt der Person, die dir Unrecht getan hat. Du kannst dich daher fragen: Was ist mir wichtiger, mein Recht auf Rache behalten oder erfüllt sein?

Wozu nicht vergeben?

Wenn du merkst, dass du immer noch nicht vollständig vergeben hast, obwohl du weißt, das es an sich möglich ist, kannst du dir die Frage stellen: Wozu nicht? Dann muss an dem „Nicht-Vergeben“ noch ein Gewinn dranhängen, der attraktiver ist, als in innerem Frieden und erfüllt zu leben. Dann kannst du dich fragen: Was ermöglicht es dir, die mental-emotionale Rache nicht aufzugeben? Welches Verhalten rechtfertige ich damit? Und sei es, unglücklich zu sein.

Negative Konsequenzen des „Nicht-Vergebens“

Wenn du nicht vergeben kannst, hast du meist dauerhaft negative Gefühle wie Wut, Groll, Bitterkeit oder Trauer. Auch wenn es sich vielleicht im ersten Moment wie ein Triumph anfühlt, jemandem ein „Das verzeihe ich dir nie!“entgegenzuschleudern, bezahlst doch am Ende du mit einer solchen Haltung. Denn deine Gefühle wirken sich letztlich auf alle deine anderen Beziehungen und auch auf deine Leistungsfähigkeit und sogar auf deine Gesundheit aus.

Positive Aspekte des Verzeihens auf die Gesundheit

Deine negativen Gefühle haben direkte Auswirkungen auf deinen Körper. Deswegen profitiert dieser ebenso direkt von deiner Vergebung. Ein Forscherteam rund um den US-amerikanischen Psychologen Robert Enright hat den Zusammenhang von Vergebung und Gesundheit untersucht und kam zu dem Ergebnis, dass sich Menschen, die leichter vergeben können, nicht nur besser fühlen, sondern auch gesünder leben. In einer Meta-Analyse untersuchten sie verschiedene Studien mit insgesamt rund 58.000 Teilnehmern und berücksichtigten Faktoren wie Schmerzen, Cholesterin, Stresshormone im Körper, Herzgesundheit, Schlafqualität und Autoimmunerkrankungen. Ihr eindeutiges Fazit: Vergebung ist gut für die Gesundheit.

Vergebung ist gut für das Herz

Verantwortlich dafür ist der Stress, den Nicht-Vergeben und die damit verbundenen negativen Gefühle in uns auslösen. Dieser setzt Stresshormone wie Cortisol frei. Der Zorn und Groll, die wir durch unsere Vorwürfe empfinden, graben sich tief in unser Gehirn ein und verursachen dort Verletzungen. Die Folgen können Schlafstörungen, Bluthochdruck, Stiche in der Brust oder sogar der plötzliche Herztod sein.

Wenn wir vergeben, lösen wir die negativen Gefühle auf. Dadurch unterbrechen wir den Stresskreislauf in unserem Körper und das Risiko für Krankheiten wie Bluthochdruck oder Herzerkrankungen senkt sich nachweislich. Auch der Blick auf den Körper zeigt: Vergebung hilft vor allem dir selbst.

Warum fällt uns Vergebung bei uns selbst oft am schwersten?

Kennst du das, dass du anderen Menschen viel mehr durchgehen lässt als dir selbst? Dass du selbst dein schärfster Kritiker bist? Das kennen wir wahrscheinlich alle. Es ist ein allgemeines Phänomen, dass es leichter ist, einer anderen Person zu verzeihen als uns selbst. Doch warum ist das so?

Wenn du etwas in deinen Augen Unangemessenes gemacht hast, bist du sofort mit dem Thema Schuld konfrontiert: Du denkst dann, dass du ein moralisch schlechter Mensch bist, weil du das „Falsche“ getan hast, es hättest besser wissen müssen. Vielleicht hast du ja auch wirklich in der Vergangenheit jemanden verletzt, schlecht behandelt oder sonst etwas getan, das nicht in Ordnung war.

Was dir dabei helfen kann, dir selbst (oder auch anderen) zu vergeben, ist, zwischen dem Menschen und dem Verhalten zu unterscheiden. Es kann sein, dass dein Verhalten tatsächlich schlecht vielleicht sogar böse war, aber das macht keine Aussage über dich als Mensch, sondern nur über dein Verhalten. Du bist immer großartig und manchmal handelst du schlecht. Wie wir alle. Keiner handelt immer nur gut. Diese Sichtweise hilft dir übrigens auch, anderen gegenüber nachsichtiger zu sein und ihnen leichter zu vergeben.

Das ist auch der Unterschied zwischen Schuld und Verantwortung. Schuld verurteilt den Menschen als Ganzes. Verantwortung bewertet das Verhalten. Du bist daher nicht schuld, aber immer verantwortlich.

Wenn es dir weiterhin schwerfällt, zu vergeben, denke daran, dass du mit „Nicht-Vergeben“ größeren Schaden anrichtest, als wenn du dir selbst vergibst. Denn Menschen, die sich schlecht fühlen und nicht vergeben (und sei es sich selbst), schaden anderen mehr, als wenn sie vergeben würden. Du tust den anderen daher keinen Gefallen, wenn du nicht vergibst. Indem du dir selbst vergibst, kommst du wieder in deine Schöpferkraft und damit ist allen geholfen.

Würde die andere Person Vergebung wollen?

Wenn die Person, der du Leid angetan hast, dir sehr nahesteht oder -stand, kannst du dir die Frage stellen: Was würde der andere wollen? Würde die andere Person wollen, dass ich mich schlecht und schuldig fühle? Denn in der Regel erwartet das niemand von uns – im Gegenteil. Andere Menschen wollen, dass wir glücklich sind, anstatt in Schuld mit ihnen verstrickt zu sein. Andere wollen in Leichtigkeit mit uns verbunden sein. Insofern ist das Beste, das du für andere tun kannst, dir selbst immer wieder zu verzeihen.

Wie vergebe ich wirklich? Die fünf Schlüssel für Vergebung

Was bedeutet das in der Praxis? Ich stelle dir fünf Schlüssel vor, die dir helfen, leichter zu vergeben. Sie folgen keiner bestimmten Reihenfolge, du musst den Schritten nicht von eins bis fünf nachkommen. Sie zeigen dir eher einen Weg zu mehr Vergebung auf. Suche dir einfach die Punkte heraus, die dir jetzt gerade dienlich sind.

Ist es möglich, alles zu vergeben?

Es gibt einen Standpunkt, der hilfreich ist für Vergebung, und der lautet: „Es ist grundsätzlich möglich, alles zu vergeben.“ Denn wenn du auf dem Standpunkt stehst, es gibt Dinge, die kann man nicht vergeben, wird es natürlich unmöglich für dich, zu vergeben. Jetzt fragst du dich vielleicht: Gibt es nicht Unrecht, das so schwerwiegend ist, dass man es nicht vergeben kann?

Dazu ein Beispiel von Eva Mozes Kor. Sie war im Dritten Reich mit ihrer Zwillingsschwester in Auschwitz Teil der grausamen Zwillingsexperimente von Joseph Mengele. Sie überlebte die Tortur, ihre Schwester nicht. Nach dem Krieg bekannte Eva Mozes Kor öffentlich: „Ich vergebe allen Nazis.“ Dieses Statement hat damals große Empörung ausgelöst. Wie kann eine Jüdin, die Auschwitz überlebt und ihre Schwester verloren hat, den Nazis vergeben? Rechtfertigt sie damit nicht das dort erlittene Unrecht? Sagt sie damit nicht „Schwamm drüber“? An dieser Geschichte kannst du gut überprüfen, ob du den Glaubenssatz hast, dass du die Tat an sich durch deine Vergebung gutheißt. Denn Eva Mozes Kor hat nicht vergeben, um den Nazis etwas Gutes zu tun, sondern um mit diesem schrecklichen Kapitel in ihrem Leben abzuschließen und in Frieden weiterleben zu können. Es ist tatsächlich möglich,alles zu vergeben. Die Möglichkeit zur Vergebung hängt nicht an der Schwere des Unrechts, sondern an dir.

Warum willst du nicht vergeben?

Der Standpunkt, dass es möglich ist, alles zu vergeben, ist eine wichtige Grundlage, wenn du Frieden, Erfüllung und Erfolg in deinem Leben haben willst. Wenn du merkst, dass es dir schwerfällt, diesen Standpunkt einzunehmen, kannst du dich fragen, warum? Was erhoffst du dir davon, nicht zu vergeben? Was ist dir wichtiger, als Frieden in deinem Leben zu haben?

Der Punkt beim Nicht-Vergeben ist, dass wir mit anderen Personen oft in eine Abwärtsspirale geraten: Du fühlst dich ungerecht behandelt, vergibst nicht, sondern rächst dich, indem du vielleicht einfach nur nicht so freundlich zur anderen Person bist. Die fühlt sich ihrerseits schlecht behandelt. Ihre Antwort ist ebenfalls Nicht-Vergebung und sie rächt sich wiederum an dir. So gibt ein Wort das andere und eure Beziehung wird zunehmend angespannter. Erst wenn mindestens einer sich zum Verzicht auf Rache entschließt – am besten natürlich alle beide –, könnt ihr aus diesem Kreislauf aussteigen.

Die fünf Schlüssel zur Vergebung

  1. Setze eine Absicht für Vergebung

Es wird dir sehr viel leichter fallen, zu vergeben, wenn die Vergebung kein Selbstzweck für dich ist, sondern eine Absicht dahinterliegt. Überlege dir: Was hätte ich gerne in meinem Leben, wofür es sich lohnt, zu vergeben? Das kann etwas Allgemeines sein wie: innerer Frieden, Zufriedenheit, mehr Liebe zwischen dir und den Menschen, die dir etwas bedeuten, oder sogar mehr Liebe für alle Menschen.

Noch kraftvoller ist es, dir ein konkretes Ziel zu überlegen, wofür du vergeben willst. Für welches Ergebnis kannst du es dir nicht mehr leisten, nicht zu vergeben? Eine bessere Beziehung zu meinem Partner? Zu anderen Personen? Mehr Erfolg im Job? Ich hatte mal eine Klientin, die eine Intention für Vergebung gesetzt hat, um ein zweites Mal schwanger zu werden. Wofür bist du bereit, zu verzeihen?

  1. Erkenne dein Opfersein an!

Manche von uns neigen dazu, zu sehr in der Opferrolle zu verharren, andere tun ihr Leid schnell ab mit einem: „Das war doch nicht so schlimm!“ Oder: „Stell dich nicht so an!“ Gerade, wenn du dich schon mit persönlicher Weiterentwicklung beschäftigt hast, willst du vielleicht rasch eine Lösung finden und schnell aus der Opferrolle aussteigen. Oder du magst es generell nicht, dich als Opfer zu fühlen. Das ist verständlich, doch deine Opfererfahrung nicht anzuerkennen, ist hinderlich für den Vergebungsprozess. Dafür ist es wichtig, dass du einmal anerkennst, dass du hier wirklich zum Opfer geworden bist, dass dir Unrecht widerfahren ist und dass du das auch richtig betrauerst. Das Anerkennen deines Opferseins ist ein emotionaler Prozess. Hier setzt du dich mit allen Gefühlen auseinander, die die Tat in dir hervorgerufen hat. Mit deiner Verletztheit, deiner Traurigkeit. Es ist wichtig, dass du dir einmal sagst: „Ja, es war (für mich) schlimm.“ Erst wenn du dein tatsächliches „Opfersein“ anerkannt hast, kannst du die „Opferrolle“verlassen.

  1. Gib deine Vorwürfe auf

Deine Vorwürfe aufzugeben, ist die Grundvoraussetzung für Vergebung. Wenn du nicht bereit bist, deine Vorwürfe, die aus der Situation entstanden sind, aufzugeben, wirst du nicht vergeben können. Denn solange du noch Vorwürfe hast, an die Person, an dich selbst, an das Leben oder sogar das Universum – so lange wird dein Verstand versuchen, einen Ausgleich zu schaffen, indem er Rache nimmt.

Jetzt denkst du vielleicht: „Ich habe doch gar keine Vorwürfe, bei mir ist alles in Ordnung.“ Dann überprüfe doch einmal, ob du in irgendeinem Bereich deines Lebens oder einer Person gegenüber einen Gedanken hast wie: „Es hätte anders sein sollen.“ Wenn du denkst, dass etwas in deinem Leben oder in deiner Vergangenheit doch eigentlich besser anders hätte sein sollen, dann versteckt sich dort noch ein Vorwurf. Oft sind diese sehr tief in dir versteckt. Du merkst nur, dass sie unter der Oberfläche schlummern, weil du nicht die Ergebnisse oder die Beziehungen hast, die du dir wünschst, oder weil du generell wenig Erfüllung in deinem Leben verspürst. Wenn das der Fall ist, wird es Zeit, dass du überprüfst, ob du noch Vorwürfe hast – vielleicht gegen deine Mutter oder deinen Vater, Freunde, Partner, Vorgesetzte, ehemalige Lehrer oder auch gegen das Leben im Allgemeinen.

  1. Erkenne den Preis und den Gewinn

Alles, was wir tun, hat einen Preis und einen Gewinn. Dass Nicht-Vergeben einen Preis für dich hat, magst du noch einsehen. Der Gewinn ist schon weniger leicht zu erkennen. In dem Moment, in dem für dich der Preis, den du für dein Verhalten – also hier das Nicht-Vergeben – zahlst, größer geworden ist als der vermeintliche Gewinn, in dem Moment bist du bereit, etwas zu ändern. Deshalb ist es sinnvoll, dich auf die Suche nach beidem zu begeben.

Wir machen es konkret an einem Beispiel: Ich hatte einmal eine Klientin, die ihrem Ex-Freund nicht vergeben konnte, dass er sie betrogen hatte. Sie fand diese Erfahrung so schlimm, dass sie Vergebung kategorisch ausschloss. Wir arbeiteten gemeinsam den Preis heraus, den ihr Nicht-Vergeben hatte: Solange sie ihm nicht vergeben konnte, ging sie nicht für eine neue Beziehung los und konnte sich auf eine neue Partnerschaft nicht mit ganzem Herzen einlassen. DerGewinn, den es für sie hatte, war, ihr eigenes Ding machen zu können, vermeintliche Unabhängigkeit zu leben, sich auf niemanden ganz einzulassen.

Als ihr dieser Preis und der Gewinn bewusst wurden, war sie bereit, ihrem Ex-Partner zu vergeben. Denn ihr war es wichtiger, eine liebevolle Beziehung zu erschaffen, als sich nur um sich selbst zu kümmern.

Wie erkenne ich meinen Gewinn?

An diesem Beispiel siehst du, dass du deinen Gewinn immer an deinen Ergebnissen ablesen kannst. Wenn wir bei dem genannten Beispiel bleiben, heißt das: Du hast deinem Ex-Freund nicht vergeben. Ergebnis: Du gehst für eine neue Beziehung nicht los und du lässt dich auf eine neue Partnerschaft nicht ganz ein. Das ist zunächst einmal der Preis, den du bezahlst.

Interessanterweise liegt hier auch der Gewinn. Das ist der Grund und Zweck, warum sie nicht vergeben wollte. Denn so konnte sie immer sagen: Ich kann mich ja nicht ganz einlassen, mein Ex-Freund hat mich ja so schlecht behandelt. In dem Moment, in dem sie ihm vergeben hat, konnte sie sich wieder auf eine neue Beziehung einlassen. Aber sie musste den Schritt des Einlassens auf einen neuen Mann dann auch aktiv tun. Ihre Ausrede, dass das nicht geht, war sie durch die Vergebung los.

Stelle dir die Frage: Wozu mache ich das?

Daher ist die Frage, die du dir stellen kannst, immer: Wozu mache ich das? Was will ich nicht tun, wofür mir mein Nicht-Vergeben-Wollen eine gute Begründung liefert? Oder was will ich vielleicht weitermachen, wovon ich weiß, dass es eigentlich nicht förderlich ist?

Wenn du aus deiner Begründung aussteigen willst, dann musst du etwas finden, was noch attraktiver ist als der Gewinn. Im Fall meiner Klientin wäre das: Ich lasse mich wieder voll auf eine Beziehung ein. Eine funktionierende, liebevolle Beziehung zu haben, ist attraktiver als die Begründung, warum ich mich nicht einlassen kann. Und damit auch als keine Vergebung.

Hier siehst du, warum der Standpunkt, dass wir prinzipiell alles vergeben können, so fundamental ist. Denn letzten Endes dient dir die Ansicht, dass bestimmte Dinge für Vergebung nicht infrage kommen, nur als Ausrede. Was wie gesagt nicht heißt, dass du alles vergeben musst – es gibt keinen Zwang zur Vergebung. Es ist immer deine freie Wahl. Aber du hast immer einen Gewinn und du zahlst immer einen Preis.

  1. Wähle Vergebung und Frieden

Wenn du deinen Preis und deinen Gewinn für Vergebung oder Nicht-Vergebung ausgetüftelt hast – dann bleibt dir nur noch, entschieden die Wahl für Vergebung zu treffen. Denn in letzter Konsequenz ist Vergebung nichts anderes als eine Wahl, die du treffen kannst. Willst du an deinem Recht auf Rache festhalten oder erfüllt und im Frieden leben?

Kann man Vergebung lernen?

Vergebung kann man nicht erlernen, sondern nur immer wieder wählen. Und je öfter du die Wahl triffst, umso schneller wird es dir gelingen. Du wirst auch nie fertig sein mit Vergebung, denn es werden dir immer wieder Dinge im Leben passieren, die es zu vergeben gilt. Versuche daher nicht, die Ereignisse zu verhindern, sondern wähle immer wieder, zu vergeben.

FAZIT: Vergebung

Vergebung ist eines der mächtigsten Tools für ein erfülltes und erfolgreiches Leben in Frieden und Liebe. Probiere es einfach aus. Die wichtigste Erkenntnis, die du mitnehmen kannst, ist:
„Vergebung ändert nicht die Vergangenheit, aber es verschönert deine Zukunft!“ 

Für mehr Inspiration zum Thema Vergebung kannst du dir die Meditation zum Thema „Vergebung“ aus meinem Podcast The Power of Peace anhören:

In Liebe,
Anna

 

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